Durch die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zieht sich eine Kontinuität rechtsextremer Gewalt. Nicht nur jüngere Beispiele wie der NSU-Komplex oder die Attentate in Halle und Hanau, auch die digitale Verbreitung extremistischer Ideologien machen deutlich, wie tief der Rechtsterrorismus in der Gesellschaft verankert ist – strukturell, ideologisch, zunehmend transnational vernetzt. Viel zu lange wurde rechtsextreme Gewalt als Randerscheinung oder Einzelfall dargestellt. Staatliche Ermittlungen fokussierten sich nicht selten auf die Opfer statt auf die Täter, wie besonders im Fall des NSU deutlich wurde. Auch heute noch wird rechter Terror oft als Produkt „verwirrter Einzeltäter“ dargestellt – ein Narrativ, das von den ideologischen Netzwerken, digitalen Radikalisierungsräumen und strukturellen Ursachen ablenkt. Betroffene rechtsextremer Gewalt haben in den letzten Jahren eine selbstbewusste, kritisch-öffentliche Stimme entwickelt. So fordern Selbstorganisationen wie die Initiative 19. Februar Hanau Aufklärung, Anerkennung und Konsequenzen. Sie erinnern daran, dass es nicht reicht, rechtsterroristische Gewalt zu verurteilen – sie muss verstanden, aufgearbeitet und verhindert werden. Ihr Einsatz für eine betroffenenzentrierte Erinnerungskultur zeigt, wie politische Aufarbeitung gelingen kann: durch Zuhören, Sichtbarmachen und Solidarität. Vor diesem Hintergrund spielt, so zeigen die Beiträge in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift, politische Bildung eine wichtige Rolle. Sie muss sich gegen rassistische, antisemitische und queerfeindliche Ideologien und gegen die Verharmlosung rechter Gewalt positionieren und kann helfen, die Übergänge zwischen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Rechtsterrorismus sichtbar zu machen. Sie muss multiperspektivisch und dialogorientiert agieren und Räume schaffen, in denen gesellschaftliche Konflikte reflektiert und demokratische Gegenentwürfe entwickelt werden können. Die Beiträge zeigen auch, wie wichtig es ist, dass dabei die Stimmen der Betroffenen in den Mittelpunkt gestellt werden.
Enthält folgende Beiträge:
Benbrahim, Karima: Machtkritisches Denken als Widerstand gegen extrem rechte Ideologien: Warum politische Bildung heute wichtiger denn je ist (Seite 41-47)
Bozay, Kemal: Rechtsterrorismus in Deutschland: (Dis-)Kontinuitäten und Entwicklungsdynamiken (Seite 4-11)
Bredl, Patrick: Bildung gegen institutionellen Antiziganismus: Erfahrungen, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen aus einem Fortbildungsprojekt (Seite 57-61)
Broder, Nicole: Politische Bildung im Netz: Warum Bildungseinrichtungen sich den Herausforderungen des Social-Media-Zeitalters stellen sollten (Seite 62-66)
Brodersen, Wyn: Digitale Metamorphosen des Rechtsterrorismus: Vorläufer, Gemeinschaft und Konzepte (Seite 19-25)
Hess, Sabine: Zeugnis ablegen und gehört werden: Betroffenenperspektiven auf ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex (Seite 26-31)
Lang, Juliane: Neue Dimensionen der Queerfeindlichkeit?: Geschlechterreflektierende Perspektive auf rechten Terror und rechte Gewalt (Seite 35-40)
Virchow, Fabian: Von „Einzeltätern“ und einem „Trio“: Der NSU und das Versagen der Gesellschaft (Seite 12-18)
(Quelle: Verlag)
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Verfasserangabe:
Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V.
Jahr:
2025
Verlag:
Berlin, AdB
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Systematik:
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ISSN:
0176-8212
Beschreibung:
95 Seiten, Illustrationen, Tabellen
Sprache:
Deutsch
Mediengruppe:
MONO