Die Finanzkrise hat zu Kritik an der fehlenden demokratischen Kontrolle des nationalen Steuerstaates geführt. Dieser Kritik liegt häufig die implizite Überlegung zugrunde, dass Demokratien im Vergleich zu Autokratien höhere und progressivere Steuern haben. In der Literatur ist diese Annahme zunehmend umstritten sowohl was die Entstehung moderner Steuerstaaten in Europa angeht als auch in Bezug auf die Höhe der Steuereinnahmen in zeitgenössischen Gesellschaften. Dieser Beitrag fasst den aktuellen Stand der Literatur zum Thema zusammen und bietet eine empirische Grundlage für die analytische Reflexion demokratischer und autokratischer Steuersysteme. Die Untersuchung von 138 Ländern zeigt, dass es seit dem Ende des Kalten Krieges Demokratien ceteris paribus gelingt, mehr Steuern einzunehmen. Allerdings variiert dieser Demokratiebonus über Zeit und hat keinen Einfluss auf die Progressivität des Steuersystems. Wichtiger als politische Institutionen ist die ökonomische Entwicklung. Nicht demokratischere, sondern reichere Länder sind die besseren Steuerstaaten. (Quelle: Verlag)